# 5 - Anne Frank

Was hat Anne Frank mit meinen "100 Bildern des kleinen Glücks" zu tun, fragst du dich vielleicht. Ist ihre Geschichte nicht das genaue Gegenteil?

Ich habe ihr berühmtes Tagebuch nie gelesen. Unzählige Male hab ich es mir vorgenommen, und dann doch nicht geschafft. Heuer jährt sich ihr Todestag zum 80. Mal. In den unterschiedlichsten Medien begegnet sie mir und zieht mich schließlich doch in ihren Bann.

Ich erfahre, dass sie ein sehr besonderes Mädchen war - auch mit sehr besonderen Eltern. Ich bin berührt von der Erzählung über die unermüdlichen, vorausschauenden und von großer Liebe getragenen Anstrengungen des Vaters Otto Frank. Ich lerne Anne als waches, gescheites, witziges Mädchen kennen.

Und ich staune über die immense Resilienz, die diese Menschen aufgebracht haben. Mit jeder neuen Situation haben sie sich bestmöglich arrangiert, immer wieder hoffnungsvoll auf das Positive geblickt - ganz besonders Anne.

Und da begegnet es mir wieder - das kleine Glück. Als Anne ihr enges Hinterhof-Versteck als "sonderbare Pension" beschreibt, um den Einzug dort spannender zu machen, als sie ihrem Tagebuch den Namen "Kitty" gibt und sich damit eine imaginäre Freundin erfindet. Sie beklebt die Wände ihres engen Zimmers mit Bildern von Kunstwerken und Filmstars, hält für ihre Mitbewohner lustige Vorträge und - träumt von der Zukunft.

Am 23. Februar 1944 schreibt sie: "Solange es das noch gibt, diesen strahlenden Himmel, und so lange ich das genießen kann, so lange kann ich nicht traurig sein.“ 

Zu wissen, wie die Geschichte ausgeht, ist unerträglich. Aber die Vorstellung, dass dem unfassbaren Bösen des 20. Jahrhunderts auch dieses zarte und echte Gute entgegentritt, macht Hoffnung.

Ich denke mir:" So eine Kraft hat das kleine Glück!" und überlege, das Buch doch noch zu lesen.

 

 

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