
#2 - die Reibe
Mit 18 Jahren bin ich aus der Kleinstadt in der Provinz nach Wien gezogen. Ich war völlig orientierungslos - und das nicht nur geographisch!
In Wien kannte ich mich nicht aus, hab mich weißgott mehr als 100 mal verlaufen. Herauszufinden, was ich mit meinem Leben anfangen wollte, fühlte sich als unbewältigbare Aufgabe an. Und schon die tägliche Mahlzeit entwickelte sich schnell zu einem einzigen, großen, Scheitern. Wochenlang ernährte ich mich ausschließlich von Tiefkühlspinat mit Spaghetti oder Müsli.
Irgendwann hatte ich die lieblos groß geschnittenen Apfelstücke aber satt und beschloss, dass es Zeit für das erste, selbstinitiierte Upgrade meines Haushalts war. So führte mich mein Weg eines Tages in eines dieser Haushaltswarengeschäfte, die damals gefühlt in jedem Grätzl vertreten waren. (Meins war gleich ums Eck, ich konnte es also sorgenfrei und ohne Stadtplan erreichen). Schaufenster voller Pfannen und Töpfe in poliertem Messing und Edelstahl. Liebevoll per Hand beschriftete Preisschilder. Über allem schon damals der zarte Geruch von "the end is near".
Finanzielle Mittel waren knapp, also fiel die Entscheidung schnell auf das billigste Modell mit dem festen Vorsatz, das so bald wie möglich gegen "was Gscheits" zu ersetzen.
25 Jahre und zig Übersiedelungen später ist diese Reibe immer noch Fixstarter in meiner Küche. Meine Müsli-Leidenschaft habe ich erfolgreich an meine Kinder weitergegeben (weniger erfolgreich an meinen Mann) und die Reibe ist weiterhin in heavy rotation - ohne Ermüdungserscheinungen whatsoever.
Lange Zeit habe ich gehofft, irgendwas an ihr würde brechen, damit ich sie guten Gewissens gegen ein stilvolles Markenteil austauschen könnte. Sie weigert sich beharrlich bis heute. Nachhaltig davon beeindruckt gebe ich zu, sie unterschätzt zu haben!