#4 - die Kunstblume im Chinarestaurant

Wir leben in einem kleinen Ort in der Provinz. Ganz in der Nähe bin ich auch aufgewachsen, bevor ich mit 18 in die große Stadt ausgezogen bin.

Als weitere 14 Jahre später dann aber die Ankunft unserer 2. Tochter kurz bevor stand und unsere süße, zentrale Stadtwohnung viel zu klein geworden ist, war klar - zurück aufs Land!

Dabei habe ich mich gefragt, was mir an Wien wohl am meisten fehlen würde? Vielleicht das Kulturangebot, meine Kreativhotspots, das Kaffeehaus?

Schnell stellte sich heraus, dass ich es ohne Museum und Theater gut aushalten konnte. Was ich aber tatsächlich schmerzlich vermisst habe war - sehr viel banaler - die Möglichkeit, jederzeit an gutes und abwechslungsreiches Essen zu kommen.

Die Kulinariklandschaft im Waldviertel ist - eh nicht schlecht - aber halt schon um einiges eindimensionaler als in der Bundeshauptstadt. Dazu kommt, dass Take-Out erst durch die Pandemie auch hier denkbar wurde. Von einem brauchbaren Lieferservice träumen wir bis heute. Und als Draufgabe fungiert die Tatsache, dass ab Sonntag 15 Uhr alle Küchen zu sind.

Bis endlich ... Vorhang auf für "Fans House". Vor ein paar Jahren in den Räumen des ehemaligen Schuhgeschäfts im Ort eröffnet, macht uns dieses wunderbeare Familienrestaurant regelmäßig sehr glücklich! Gefühlt immer offen, frisch zubereitetes, wunderbares Essen und freundliche, perfekt deutsch sprechendes Service mit Familienanschluss.

Wir sind dort so regelmäßig zu Gast, dass man sich kennt, miteinander plaudert und dabei einiges über die Lebensrealität des Anderen erfährt.

Als letzte Woche mal wieder unsere Kinder hungrig von der Schule nach Hause gekommen sind und mal wieder noch kein Essen fertig war, haben wir uns spontan am Weg zu Familie Fan gemacht. 

Während wir durch die Karte blättern und überlegen (um dann doch wieder das Gleiche wie beim letzten Mal zu bestellen), tratschen wir mit Wei über seine Sommerpläne. Wir hören, dass sie alle gemeinsam nach China reisen werden (Wie lange seid ihr da weg?). Wir erfahren, dass sich Menschen in China wenn nötig stundenlang anstellen, um eine Sehenswürdigkeit zu sehen. Wei erzählt uns vom lebendigen Treiben auf den Straßen am Abend. Ins Schwärmen kommt er, wenn er die Schulzeit seines Sohnes hier mit seiner eigenen in China vergleicht und rückt damit unsere Wahrnehmung in ein neues Licht. 

Wir bestellen Frühlingsrollen, Sesammakis und selbstgemachte Udong Nudeln. Am Tisch steht eine kleine Kunststoff-Orchidee. Die Kinder bauen Kartenhäuser aus Bierdeckel. Draußen ist es schon herrlich war, obwohl es erst Anfang März ist. "Kann man schon im Gastgarten sitzen?" fragt mein Mann Wei. Erst ab April? Wir freuen uns drauf!

 

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